Deutschland Tour 2011/12

* 196. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 1.06.2012 *
Strecke: Kaiserslautern --> Steinwenden-Obermohr (24km) / Gesamtstrecke: 2602km
Dauer: ca. 6h /
Google Maps 196. Etappe

 

- Abschied aus Kaiserlautern -
Heute ging es wieder weiter gen Westen und es hieß Abschied nehmen von diesem gastfreundlichen Fleckchen Erde. Hat mir hier gut gefallen.
Bevor ich mich allerdings auf den Weg nach Steinwenden-Obermohr machen konnte, gab es noch ein paar Dinge zu erledigen. Zum einen wollte ich etwas Gewicht abwerfen. Ein paar Sachen aus dem Rucksack hatten sich als nicht so notwendig erwiesen und ich schickte sie inkl. FCK-Trikot nach Hause. Zum anderen wollte ich noch einen Besuch abstatten.

 

- Und führe mich nicht in Versuchung / Fa. Rittersbacher - 

Auf meinem Weg lag ja noch die ZIEMLICH große Autohandelsgesellschaft Rittersbacher, deren sympathischen Geschäftsführer Daniel Rittersbacher ich gestern beim regnerischen Start zum Firmenlauf kennenlernte. Er fragte mich noch aus Jux, ob ich nicht ein Auto für die Tour bräuchte. Und führe mich nicht in Versuchung...
Der Chef war zwar nicht da, dafür aber seine netten Mitarbeiterinnen Frau Schütz und Frau Landmann aus dem Sekretariat. Wir plauderten ein wenig über den Spaß oder Nicht-Spaß, heute 24km zu Fuß zurücklegen zu dürfen und Frau Schütz holte - neben einem weiteren FCK-Trikot - alle paar Minuten mit einem "Brauchen Sie vielleicht noch eine Rittersbacher-Kappe, ein paar Kulis, einen Schirm, etwas zu essen oder zu trinken..." neue Sachen hervor, die ich mitnehmen sollte. So ging es dann wenig später mit gefühlten 5kg Zusatzgewicht (übertrieben, ich weiß) wieder auf die Piste. Beim Schirm-Angebot habe ich erst dankend abgelehnt, weil mir der zwar schöne, aber lange Stabschirm zu unhandlich erschien und ich ja mein Regencape dabei habe. Jedoch fiel mir ein, daß es im letzten Jahr oft nervig war, das Regencape über mich und den Rucksack zu ziehen, wo es möglicherweise ausreichend gewesen wäre, einen großen Schirm aufzuspannen. Und groß isser, der Rittersbacher-Schirm. Und leicht. Also wurde er angeschnallt und es ging mit den besten Wünschen der beiden weiter.

- Autobahn oder Militärgelände -
Kurz hinter Kaiserslautern gedachte mich mein Navi mal wieder ein wenig zu ärgern und empfahlt mir den kürzesten Weg auf die A6. "Tolle Wuuurst" (wie eine Freundin in solchen Momenten zu sagen pflegt). Manchmal hat das Gerät so seltsame Aussetzer, da muß man zwangsläufig mitdenken, sonst steht man wirklich auf der Autobahn und fragt sich "wat nu?". Am Ende käme dann noch die Empfehlung vom Navi: "Bitte unterschreiten Sie nicht die Mindestgeschwindigkeit von 60km/h." Ich suchte also nach einer sinnvolleren Alternative und stand wenig später vor der Schranke eines amerikanischen Militärgeländes. Anders als im letzten Jahr, als ich bei der "Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition" in Meppen mal kurzentschlossen durch einen Seiteneingang marschierte und beinahe verhaftet (aber nicht erschossen) wurde, wollte ich hier mein Glück nicht ausreizen. Am Ende sitzt da am Eingang der schießfreudige Cousin von Private Paula aus Full Metal Jacket und das war's dann mit der Zugspitze.

- Herzlich Willkommen in Steinwenden-Obermohr -

Nach einem mehr oder weniger kurzweiligen Bogen um das Flugplatzgelände Ramstein erreichte ich am Nachmittag meinen Zielort. In Steinwenden fiel mir das Cafe Kissel "ins Auge" und ich machte einen kurzen Zwischenstopp, um noch ein paar Emails zu schreiben. Sehr gemütlich, schmackhafter Cappuchino, leckerer Kuchen. Ich kam mit der Chefin Petra Kunz ins Gespräch. Sie hatte den heutigen Rheinpfalz-Artikel über meinen Startschuss beim Firmenlauf schon gelesen und wir plauderten noch ein wenig über meine nächsten Etappen und wo ich noch Gastgeber suchen würde. Mal sehen, vielleicht kommen dann aus dieser Richtung noch eine Empfehlung und ein paar Euro in den Spendentopf. Meine heutigen Gastgeber Jutta, Christian, Hannes, Leonie und Jeremia sind wieder ein Paradebeispiel für "Sympathie auf den ersten Blick". Jutta hatte vor 12 Jahren mal eine Weltreise allein durchgezogen, da gab es viel zu erzählen. Und Christian interessierte sich als passionierter Bergsteiger sehr für mein Equipment. Wir tauschten Erfahrungen aus, was Sinn und was keinen Sinn macht und er machte mir schon mal den Mund wässrig bzgl. Aufstieg zu Zugspitze.
Ein viel zu kurzer Abend war schnell vorbei. Wir hätten noch Gesprächsstoff für Tage gehabt.

 


* 198. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 3.06.2012 *
Strecke: Homburg/Saar --> St. Ingbert (20km) / Gesamtstrecke: 2642km
Dauer: ca. 5h /
Google Maps 198. Etappe

 

- Wandern im Regen -
Heute gab es den ersten unangenehmen Wettertag auf der Tour. Es regnete mehr oder weniger den ganzen Tag durch. Erst am Zielort St. Ingbert angekommen, hörte es auf. Besten Dank auch!
Was mir aber gute Dienste leistete, war der, von mir beinahe verschmähte, große Rittersbacher-Regenschirm. Das sah zwar ein wenig "sommerfrischlermäßig" aus, war aber viel bequemer, als mein Regencape überzuziehen. Da der Regen, anders als im letzten Jahr in Ostfriesland, nicht von allen Seiten kam, war der Regenschirm die bessere Lösung.
Abgesehen vom Regen, war es wieder eine schöne Wanderstrecke. Meist durch den Wald, fernab der Straßen. Mein Navi kann schon, wenn es will. Man muß halt immer erst laut werden ;-)

 

- Roland, das wandelnde pfälzer Geschichtslexikon -
Es war eine etwas schwere Geburt, meinen heutigen Gastgeber Roland zu treffen. Er ist ein guter Freund meiner Gastgeberin Jutta aus Obermohr und da er viel unterwegs ist, konnte sie ihn erst spät erreichen. Ich lief Richtung St. Ingbert also erst einmal "ins Blaue" und erhielt dann unterwegs die Nachricht, daß alles glatt geht. Roland ist in verantwortlicher Position am Institut für pfälzische Geschichte und Völkerkunde beschäftigt und hat im Prinzip ein weltweites Aufgabengebiet, da er auch als Experte für die Emigration zahlreicher Pfälzer in den vergangenen Jahrhunderten gilt. Er hatte für heute Abend schon zugesagt ein Konzert in St. Ingbert zu besuchen, bei dem ein Freund im Chor mitsang und lud mich ein, ihn zu begleiten. Lustigerweise war das Hauptthema dieses Konzertes das "Wandern" oder "Unterwegs sein". Nicht ganz mein Musikgeschmack, aber entspannend. Anschließend ging es mit zwei Freunden von ihm noch in eine ur-saar-pfälzer Gaststätte zum Essen. Der Gastwirt hatte sich "dat Späßeken" erlaubt, die Speisekarte im regionalen saarländischen Dialekt zu verfassen. Also erahnen konnte man einiges, aber die haben schon ein paar lustige Ausdrücke. Netterweise gab es im Anhang eine Begriffsübersetzung. Da Roland hier "Gott und die Welt" kennt, hoffe ich mal, daß sich noch einige größere Spender finden lassen. Wir werden sehen.

 


* 199. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 4.06.2012 *
Strecke: St. Ingbert --> Saarbrücken (12km) / Gesamtstrecke: 2654km
Dauer: ca. 3h /
Google Maps 199. Etappe

 

- Und nochmal Wandern im Regen -
Mittlerweile halte ich es für eine richtig gute Idee, den großen Rittersbacher-Regenschirm aus Kaiserslautern mitgenommen zu haben. Auch heute hat es wieder über weite Strecken der Etappe geregnet, dann wieder aufgehört und plötzlich wieder begonnen. Da wäre es sehr lästig gewesen, mein knallrotes Regencape über- und wieder auszuziehen. Da es auch ziemlich windig war, durfte ich mich wieder einmal über die tolle Qualität meiner VAUDE-Klamotten freuen. Eine Erkältung brauche ich in etwa so dringend, wie ein Loch im Schuh.

 

- High-Tech in Saarbrücken -
Wenn man sich, aus St. Ingbert kommend, auf halber Strecke nach Saarbrücken in den Wald schlägt, darf man zunächst den Zigarrenberg erklimmen. Ich habe noch nicht herausgefunden, warum der so heißt. Fakt ist: Es wurde am Gipfel kein schmackhaftes Rauchwerk gereicht. Mist! Also weiter Richtung Landeshauptstadt.
Die nächsten Lebenszeichen kamen von seltsam gekleideten, schlecht frisierten und konzentriert blickenden Wesen, die einen mit Würfelgebäuden bepflanzten Berg hinunter liefen. Ich schaute mich um und suchte nach Hinweisen, zu welcher Lebensform diese interessanten Zweibeiner gehören. Und dann war alles klar: Institut für künstliche Intelligenz, Computerwissenschaften, Fraunhofer Institut. Hier sind die Denker unterwegs.

- Herzliche Willkommen in Saarbrücken -
Im Vorfeld habe ich bei der Stadtverwaltung angefragt, ob man mich bzgl. Gastgeber vielleicht unterstützen könnte. Und die Reaktion war großartig. Ulf Bächle, seines Zeichens Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit, übergab mir die Schlüssel zu einer städtischen Wohnung und hieß mich herzlich Willkommen in der Landeshauptstadt. Tolle Sache! Der erste Eindruck von der Stadt war auch ein guter. Abwechslungsreiche, verwinkelte Altstadt, wuselige Stimmung. Ich dachte mir, nutze die sommerliche Abendstimmung und sammel ein paar Spenden. Das Ergebnis war eher frustrierend. Die Leute reagierten genervt und winkten ab. Das wird schon.

 


* 200. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 5.06.2012 *
Strecke: Aufenthalt in Saarbrücken / Gesamtstrecke: 2654km

 

- Morgenrituale -
Es ist wie eine Zustellung per Nachsendeantrag. Am nächsten Morgen habe ich die Wanderbegleit-erscheinungen des vorherigen Tages in den Knochen. Ich merke, daß ich deutlich mehr Schlaf brauche und muß morgens erst einmal in mich hineinhorchen, wie sich die Muskeln und Bänder anfühlen. So war es auch heute früh. Der kurze Check ergab dann: Alles noch da, wo es hingehört, aber müde.

- Rathausführung -
Heute vormittag stand - netterweise von Ulf Bächle organisiert - eine Rathausführung auf dem Programm. Es ist eigentlich das Rathaus St. Johann, da es nicht in Alt-Saarbrücken angesiedelt ist, sondern im ehemaligen
Vorort St. Johann. Es ist vom gleichen Architekten entworfen worden, der auch in München und Wiesbaden zuständig war. Die drei Häuser sollen sich auch recht ähnlich sehen. Sehr sehenswert ist der Festsaal des Rathauses (siehe Film). Hier finden ca. 1.000(!) Hochzeiten jährlich statt. Ich bin beinahe auch in eine reingeplatzt und habe mich mal eben zu Wort gemeldet, als die Frage kam "...Wer etwas gegen die Verbindung einzuwenden hat, möge es nun sagen oder für immer schweigen": "Gute Frau, wollen Sie den wirklich...? Bis daß der Tod Euch...?"
Nein, habe ich natürlich nicht gemacht. Eigentlich sollte auch ein Treffen mit Frau Oberbürgermeisterin Britz stattfinden, sie befindet sich aber gerade auf dem Städtetag in München.

- Presse, Sehenswürdigkeiten, Emails -
Für den Rest des Tagen erzählte ich der BILD und der Saarbrücker Zeitung einiges über die Tour, schaute bei bigFM und Radio Saarbrücken vorbei, besuchte ein paar weitere Sehenswürdigkeiten (wie die Basilika und die Ludwigskirche) und versuchte ein paar Dinge für die künftigen Etappen bzgl. Spendenentwicklung ins Rollen zu bringen.

Fazit: Schöne Stadt, aber so ein Tag ist ratz-fatz vorbei.

 


* 201. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 6.06.2012 *
Strecke: Saarbrücken --> Mandelbachtal (16km) / Gesamtstrecke: 2666km
Dauer: 4h /
Google Maps 201. Etappe

 

- Und auf geht's -
Bevor ich mich heute wieder auf den Weg machen konnte, gab es noch einiges zu erledigen (Telefonate, Emails und Tagebuch schreiben). Ich wäre eigentlich gerne etwas eher losgegangen. Auf der anderen Seite regnete es bis zum späten Vormittag und gerade als ich den Rucksack wieder schulterte, kam die Sonne raus. Saubere Sache!

- Durch's Mandelbachtal -
Heute ging es von Saarbrücken aus durch's Mandelbachtal. Eine sehr schöne Gegend, an blühenden Wiesen vorbei, durch kühle Waldungen, wilde Pferde hoppelten mit fröhlichem Tröööt über satte Weiden... (oder so ähnlich) Ok, das Letzte war leicht übertrieben, aber die Strecke war heute wirklich schön. Wenn auch nicht brett-eben. Der Aufstieg zum Saarbrücker Flughafen hatte es in sich.

- Zu Gast bei Familie Port -
Der rührige Günter Maier von der Gemeindeverwaltung Mandelbachtal hat den Kontakt zur Familie Port hergestellt und sie haben zugesagt, mich gastfreundlich in ihrer Ferienwohnung aufzunehmen. Dazu muß man sagen: Eine TOLLE Ferienwohnung! Wenn jemand mal eine solche im Saarland sucht: info@ferienwohnung-ommersheim.de
Wir haben später noch gemütlich im Garten gesessen und ein kühles Blondes genossen. Und meine Gastgeber haben mir einen Kontakt bzgl. Trikot-Tausch für ein Kinderlachen vermittelt, den ich gar nicht auf der Rechnung hatte. Mehr dazu morgen.

 


* 202. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 7.06.2012 *
Strecke: Mandelbachtal --> Zweibrücken (20km) / Gesamtstrecke: 2686km
Dauer: 5,5h /
Google Maps 202. Etappe

 

- Schmerzen -
Also das war heute in zweifacher Hinsicht eine Etappe zum Vergessen und wiederum aus zwei Gründen eine tolle Etappe. Aber der Reihe nach: Schon seit einigen Tagen habe ich einen Begleiter, auf den ich sehr gerne verzichten würde, der es sich aber hartnäckig gemütlich gemacht hat: Zahnschmerzen an einem Backenzahn. Und zwar ausreichend intensiv. Ich habe es erst im Guten mit ihm versucht. Habe ihm erklärt, daß das jetzt voll uncool ist. Er soll mal die Klappe, bzw. die Nerven stillhalten, sich eine Sonnenbrille aufsetzen und chillen. Hat ihn sowas von gar nicht interessiert. Dann bin ich laut geworden und hab ihn beschimpft: "Wenn Du weiter Ärger machst, fliegst Du raus! Basta!" Allerdings hoffte ich inständig, daß er mich nicht beim Wort nimmt. Es wurde immer schlimmer. Die beiden letzten Nächte waren ziemlich schlaflos. In Zweibrücken muß ich dringend zum Zahnarzt. Wobei das ja immer so eine Sache ist, in einer Notfallsituation zu einem fremden Zahnarzt zu gehen. Das kann funktionieren oder eben in die Hose gehen. Zudem - um zum zweiten Punkt der Schwierigkeiten zu kommen - gab es auf dieser Etappe fünf oder sechs ordentliche Ansteigungen. Das war die bisher schweißtreibendste Etappe.

- Trikottausch mit einer Legende -
Es gab allerdings auch tolle Erlebnisse. Die Gegend, die ich aktuell durchwandere, ist wirklich sehr schön. Man kann nachvollziehen, daß viele Radler mit einem Lächeln auf dem Gesicht unterwegs waren.
Und dann hat sich ein spontaner Trikottausch ergeben, den ich so nicht eingeplant hatte. Ich saß gestern mit meinen sympathischen Gastgebern Herrn und Frau Port noch draußen im Garten und erzählte ihnen von der Aktion "Trikottausch für ein Kinderlachen". Da kam von ihnen die Frage, ob nicht Christian Schwarzer ein geeigneter Kandidat wäre. Verwundert antwortete ich, daß ich von einem Welt-, Europa- und mehrfacher Landesmeister + Champions League-Sieger im Handball definitiv ein Trikot annehmen würde und ob er denn in dieser Gegend wohnen würde. Es stellte sich heraus, daß er in Niederwürzbach wohnt, ein Nachbarort von Mandelbachtal-Ommersheim. Frau Port hat eine Bekannte, deren Cousin dritten Grades früher einmal mit dem Sohn des Hauptbrandmeisters von Niederwürzbach... Nee, ganz so kompliziert war es nicht. Sie hat den Kontakt hergestellt und ich habe bei Christian Schwarzer kurz angefragt, ob ich ihn für die Sache gewinnen könne. Sehr entspannt und sympathisch sagte er: "Kein Thema, kommen Sie vorbei" Was ich dann auch tat. Zankenswerterweise ging mein schmerzender Zahn während des Besuches bei Familie Schwarzer kurz in Urlaub und so haben wir im Beisein von Ehefrau Tanja und Sohnemann Kian bei entspanntem Geplauder und Limonade die Trikots getauscht. Ein Weltstar in seinem Sport, der mit seiner Familie schön am Boden geblieben ist. Tolle Sache!

- Brigitte Bauer, die Seele des Melanchthonheims -
In Zweibrücken angekommen, suchte ich gleich meine heutige Unterkunft auf, das Melanchthonheim. Die Stadtverwaltung hat das organisiert und ich bin sehr dankbar, daß das noch geklappt hat. Hier wohnen hauptsächlich Studenten und Azubi's, die nur wenig oder gar keine finanzielle Unterstützung erhalten. Einfach, aber zweckmäßig. Das Besondere ist die "Seele" des Hauses: Brigitte Bauer. Die Mutter der Kompanie. Mit ungeheuer viel Herzblut und Freundlichkeit hält sie den Laden in Schuß. Sie hat auch gleich einen Zahnarzt für morgen rausgesucht. Auch wieder eine wunderbare Gastgeberin.

 


* 203. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 8.06.2012 *

Strecke: Zweibrücken --> Pirmasens (21km) / Gesamtstrecke: 2707km

Dauer: 5h / Google Maps 203. Etappe

 

- Zwei Engel für mich (nicht für Charlie) –

Frau Bauer, die "gute Seele" des Melanchthonheims in Zweibrücken, hat für heute morgen einen Zahnarzttermin vereinbart. Das war auch bisher nötig. Zum einen haben mich die Zahnschmerzen und zum anderen ein bekloppter Mitbewohner im Nachbarzimmer, der bis in die Nacht irgendein Ballerspiel am Computer spielte, wachgehalten. Ist ja immer etwas unsicher, zu einem fremden Zahnarzt zu gehen. Bei wem landet man? Bin ich danach wieder so ok, um weiterwandern zu können? Aber meine Bedenken waren gänzlich unbegründet. Die sachkundige Frau Dr. dent Heike Thiele, inkl. ihrer sehr netten Assistentin (Name habe ich leider vergessen) haben mal eben einen tollen Job gemacht und die Entzündung an der Zahnwurzel mit Drachenblut, einer Hühnerkralle und karibischen Beschwörungsformeln..., nee, natürlich mit Sachverstand und handwerklichem Geschick beseitigt. Der Zahn blieb drin und ich kann wieder "kraftvoll zubeißen".

Also, dicke Empfehlung: Sollt's am Zahn mal wieder drücken und das auch noch in Zweibrücken, hilft akut dann etwas Kühle und danach geht's zu Frau Thiele.

- Pirmasens –

Den Weg nach Pirmasens bin ich ein wenig in Trance gelaufen, da meine linke Gesichtshälfte noch betäubt war. In der "Schuhstadt" angekommen, durfte ich meine Sachen dank der Einladung von Sebastian Schadewell im örtlichen "Best Western" unterstellen, bevor ich einen Gang durch die Stadt machte. Die Eingeborenen sprechen das hier wirklich "Bärmesens" aus. Klingt luschtig. Das Etikett "Schuhstadt" bekam Pirmasens durch die ehemalige Fa. Rheinberger AG. Diese war bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die größte Schuhfabrik Europas. Im imposanten ehemaligen Werksgebäude ist jetzt ein Technikmuseum, das Dynamikum, untergebracht. Nach mehreren schlafarmen Nächten fiel ich dann auch schnell - nachdem die Russen die Tschechen aus dem Stadion geschossen haben - in einen komatösen Schlaf.

 


 * 204. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 9.06.2012 *

Strecke: Pirmasens --> Obermohr (22km) / Gesamtstrecke: 2729km

Dauer: 5,5h / Google Maps 204. Etappe

 

- Obermohr statt Hauenstein –

Da sich in Hauenstein, dem eigentlich angepeilten nächsten Etappenort, kein Gastgeber gefunden hat, entschloss ich mich zu einem kleinen Umweg und lief nach Obermohr, wo mich Jutta und Christian - meine Gastgeber vom 1. Juni - nochmals gastlich aufnahmen. Ich habe es auf meiner bisherigen Tour schon häufig erlebt, dass ein Abend mit interessanten Gastgebern zu wenig war, dass spannende Themen nur angerissen werden konnten, weil es am nächsten Tag für mich weiter ging. Bei meinem ersten Besuch in Obermohr war es auch so. Insofern freute ich mich über eine Auffrischung. 

- Hallo Ramona –

Netterweise stellte sich heraus, daß eine geschätzte Arbeitskollegin von mir ganz in der Nähe - in Maßweiler (muß man nicht kennen) - zu Besuch ist und angefunkt hat, ob wir mal eben Hallo sagen können. Das hat sich dann in Thaleischweiler-Fröschen (heißt wirklich so, das Kaff. Die haben hier Namen... Alter Schwede!) auch einrichten lassen und wir haben uns mal wieder auf den aktuellen Stand gebracht.

- Auf-und-ab-Routine –

Der Rest der Etappe war mal wieder schöne Routine. Es ging wieder Berge hoch und runter, aber durch eine angenehm schöne Gegend. Abgesehen vielleicht von zwei kleinen Aussetzern meines Navis. Da zeigte mir das tolle Gerät irgendwann einen glasklaren, breiten Pfad an und ich stand im wirklichen Leben vor einer hohen Hangwiese, praktischerweise mit Brennnesselfeldern durchsetzt. Von Weg war aber mal gar nix zu sehen. Glücklicherweise stand keine Mauer in der Nähe, denn ich neige in solchen Momenten schon zu lautstarken Gefühlsäußerungen, gepaart mit ansteigender Zerstörungsbereitschaft. Sinnvollerweise passieren solche Überraschungen ja immer gegen Ende der Etappe, wo ich mich dann auch auf selbiges freue und selten Spaß an zu durchquerenden Brennnesselfeldern habe. Ich machte mich also, mangels Alternativen, an den Abstieg und siehe da, nach etwa 100m kamdoch tatsächlich ein Weg zum Vorschein. Wie jedoch mein Navi Kenntnis davon haben konnte, ist mir schleierhaft.

 


* 206. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 11.06.2012 *
Strecke: Obermohr --> Landau/Pfalz (18km) / Gesamtstrecke: 2764km
Dauer: 4,5h /
Google Maps 206. Etappe

 

- He Wetterfee: Wat denn nu? Regen oder Sonne? -
Heute gab es die ganze Etappe über ein Wetterchen, daß sich alle 5 Minuten änderte. Wenn ich mir vorstelle, alle paar Minuten mein Regencape an- und wieder ausziehen zu müssen... Mit meinem Schirm war das schon einfacher.
Paßt schon.

- Verwunderliches in Neustadt a. d. Weinstraße -
In Neustadt gibt ein durchaus bemerkenswertes Gebäude: die Stiftskirche. Sie hat zwei unterschiedliche Kirchtürme. Der eine Turm ist ein "herkömmlicher" Glockenturm, wie man sie kennt. Der zweite Turm ist zwar auch ein Glockenturm, jedoch trägt er statt einer Spitze ein richtiges Wohnhaus. Auf diese lustige Idee kamen die Stadtväter im Jahre 1739. Die für das Geläut seit Jahrhunderten zuständigen Türmer von Neustadt wohnten seit annodunnemal in einer kargen Behausung im Dachstuhl des Südturmes, nebst Frau und Kindern. Anfang der 1730er Jahre hatten sie nun wohl endgültig die Schnauze voll, von ihrer zugigen Behausung und forderten Ersatz. Dieser ließ zwar etwas auf sich warten, aber 1739 wurde die Spitze abgetragen und durch ein schmuckes Barockhäuschen ersetzt. Ein ziemlich schräger Anblick.
Eine Glocke beherbergt dieser Südturm übrigens auch noch. Und zwar die Kaiser-Ruprecht-Glocke, mit 14 Tonnen Gewicht die größte Gußstahlglocke der Welt und die zweitgrößte Kirchenglocke Deutschlands. Reschpekt!

- Am Hambacher Schloss vorbei -
Wenn man sich von Neustadt aus in Richtung Landau auf den Weg macht, fällt einem bald ein traditionreiches Gemäuer rechts oben auf einem Hügel auf. Zum Hambacher Schloss zogen 1832 30.000 Männer und Frauen aus allen Bevölkerungsschichten, mit der Forderung nach Deutscher Einheit, Freiheit und Demokratie. So eine Art "Geburtsstunde" Deutschlands. Es war ein schöner Weg quer durch die Weinberge.

- Das Hotel Kurpfalz mit einem besonderen Konzept -
Über die Stadtverwaltung wurde mir ein "Dach über dem Kopf" im Hotel Kurpfalz vermittelt. Im Jahr 2008 hat hier die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung ein in der Südpfalz bis dahin einzigartiges Projekt, das Integrationsunternehmen „HOGA" gemeinnützige GmbH begonnen. Seit November 2008 arbeiten hier behinderte und nicht behinderte Menschen in den verschiedensten Funktionen unter einem Dach. Die engagierte, sympathische Mitarbeiterin Jacqueline Leroux erzählte mir dann noch einiges zu diesem toll
funktionierenden Projekt.

 


* 207. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 12.06.2012 *
Strecke: Landau/Pfalz --> Germersheim (20km) / Gesamtstrecke: 2784km
Dauer: 5h /
Google Maps 207. Etappe

 

- Flaches Land -
Im Gegensatz zu den letzten beiden Wochen scheine ich nun das Flachland erreicht zu haben. Dafür ist das Wetter ziemlich wechselhaft. Nichtsdestotrotz trägt sich der Rucksack leichter, ohne ein paar Spaßberge zwischendrin.

- Unter Störchen und Fröschen -
Auf meinem Weg nach Germersheim kam ich durch das Städtchen Offenbach. Aber nicht am Main, sondern an der Queich. Dort begegnen einem ständig lustige Abbildungen von Störchen und Fröschen. Getoppt wird das Ganze durch eine 3m-hohe Storchstatue vor dem Rathaus. Auch in Natura sieht man hier viele Störche durch die Lüfte ziehen. Liegt am durchweg milden Klima, sagte man mir. Warum die Frösche ebenfalls als Offenbacher Maskottchen gelten, blieb mir bis jetzt verborgen. Vielleicht mögen die hier alles an den Störchen, sogar deren bevorzugte Nahrung.

- Garnisonsstadt Germersheim -
In meinem Etappenort Germersheim fällt einem als erstes der Festungsring aus dem 19. Jahrhundert auf. Hier war irgendwie immer Militär stationiert, gern auch unterschiedliche Nationalitäten, wie Deutsche, Franzosen, Amerikaner oder Römer (liegt schon ein wenig länger zurück). Zum Teil werden die alten Gemäuer heute - natürlich runderneuert - als Uni-Räumlichkeiten genutzt. Hier gibt es einen Ableger der Johannes-Guttenberg-Uni Mainz und zwar die Sprach- und Kulturwissenschaft.

 

 


* 208. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 13.06.2012 *
Strecke: Germersheim --> Speyer (14km) / Gesamtstrecke: 2798km
Dauer: 3,5h /
Google Maps 208. Etappe

 

- Zipperlein am Morgen -
Die Tage häufen sich, an denen ich mich morgens nach den ersten Schritten frage, ob das wohl was wird mit dem "Etappenlaufen". So auch heute. An den Fersen und an den Leisten zwickte es. Nur gut, daß mir Sebastian Vettel seinen finnischen Physio überlassen hat. Schön wär's.
Nach den ersten Kilometern verschwinden diese Zipperlein aber normalerweise und der Motor läuft wieder rund. Heute ging es auch wieder durch flaches Land. Etwas nervig waren ein, zwei Schauer.

- Speyer im Regen -
Gerade in Speyer angekommen, brach das Gewitter richtig los. Netterweise erreichte ich gerade das "Altpörtel", das westliche Stadttor von Speyer, als die Schleusen geöffnet wurden. So bot sich eine Pause an, während derer ich die mitgebrachten Brötchen verspeiste und dem hektischen Treiben auf der Maximilianstraße zusah. Da gab es z. B. einige Mütter mit Kinderwagen, die sich heute für semi-optimales
Schuhwerk entschieden haben. Wir lernen: Die maximale WAF (Wasseraufnahmefähigkeit) handelsüblicher Ballerinas ist an regnerischen Tagen in Sekundenbruchteilen erreicht. Demzufolge gab es interessante Variationen des aufrechten humanoiden Gangs zu bewundern. Was einem eben so einfällt, wenn man einen Kinderwagen hurtig durch die Stadt schieben möchte, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren. Reschpekt...!

- Der Dom zu Speyer -
Am Ende der Maximilianstraße trifft man unweigerlich auf ein imposantes Bauwerk. Der Dom zu Speyer - korrekte Bezeichnung: Domkirche St. Maria und St. Stephan - steht dort seit Mitte des 11. Jahrhunderts und ist mittlerweile ein UNESCO-Weltkulturerbe. In der großen Halle wird einem schon ehrfurchtsvoll bewußt, mit welchen Mitteln die Bauleute damals so ein imposantes Gebäude aus dem Boden stampften. Nochmal Reschpekt!

- Meine Gastgeberin Jutta -
Im Laufe des Abends traf ich dann auch bei meiner heutigen Gastgeberin Jutta ein. Sie ist eine gute Frendin von meiner Gastgeberin in Obermohr, ebenfalls Jutta mit Namen. Eine fröhliche, herzliche Person, die noch ein in den heutigen Tagen sehr zu lobendes Interesse hat: Sie mag Fußball. D. h. im Klartext: Deutschland - Holland war gesichert. Jawoll! Und zwar ohne ein "Och, ist das Spiel denn wirklich so wichtig...?" oder "Ok, aber dann bin ich für die Orangegekleideten, die sind besser frisiert..." oder "Warum kriegt nicht jede Mannschaft einen Ball...?". Die Frau hat Ahnung und wir genossen ihren sehr leckeren Eintopf, während Herr Gomez die Oranjes ins "Elftal" der Tränen schickte. Und wieder: Reschpekt!



* 210. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 15.06.2012 *
Ruhetag: Oftersheim, Heidelberg, Mannheim / Gesamtstrecke: 2812km

 

- Trikottausch bei den Rhein-Neckar Löwen -
Nina hat mich netterweise nach Mannheim zu den Rhein-Neckar Löwen begleitet. Sie sollte den Tausch schön dokumentieren. Vorher stand noch eine kleine Runde durch die Heidelberger Altstadt auf dem Programm. Interessant war es, ihr mal bei der Arbeit über die Schulter zu sehen. Sie arbeitet als Trainerin im Bereich Personalentwicklung und hat momentan viel für einen regionalen Kabelanbieter zu tun. Spannend, mit welchen persönlichen Befindlichkeiten, Bedenkenträgern und anderen Meinungen sie da konfroniert wird und wofür sie Lösungen finden muß. Bei den RNL-Handballern kam es dann in angenehmer Atmosphäre zum Trikottausch, mal abgesehen von den 38 Versuchen Ninas, ein scharfes Bild zu produzieren. Letztendlich klappte auch das.

- SERVAS-Gastfreundlichkeit in Wiesloch -
Später am Tag traf ich mich noch mit meiner Gastgeberin Jacqueline für die nächste Etappe nach Wiesloch. Die Stadt war vorher wie ein schwarzes Loch, da ließ sich einfach keine Unterkunft finden.
Und dann gab es wieder ein großartiges Beispiel für die SERVAS-Gastfreundschaft (zur Info: www.servas.de). In Wiesloch gibt es zwar zwei SERVAS-Gastgeber, aber beide sind am Wochenende nicht da. Jacqueline ist eine von ihnen. In unserem Telefonat bot sie mir dann aber überraschend an, ihre Wohnung zur Übernachtung nutzen zu dürfen. Sie hatte einen ähnlichen Fall schon mal in Amerika erlebt und war damals sehr dankbar dafür. Was für mich auch in diesem Fall gilt. Tolle Sache. Wir trafen uns kurz in Heidelberg, um uns kennenzulernen und die Schlüsselübergabe zu besprechen, wenn ich in Wiesloch ankomme.

- Leckeres Grillgut dank Weber -
Wieder in Oftersheim angekommen, hat Alex bereits den Weber-Grill angeworfen und in sensationell kurzer Zeit sehr leckeres Grillgut gezaubert. Es wurde ein sehr entspannter Plauderabend bei angenehmen Temperaturen unter Sternenhimmel. Doch, wie es nunmal so ist: Morgen geht es weiter.

 


* 212. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 17.06.2012 *

Strecke: Wiesloch --> Bruchsal (21km) / Gesamtstrecke: 2848km

Dauer: 5h / Google Maps 212. Etappe

 

- Durch die Pampa nach Bruchsal –

Heute überraschte mich mein Navi wieder einmal mit kreativen Routenempfehlungen. Bei strahlendem Sonnenschein und anfangs angenehmem Entlangwandern an Weinbergen oder Waldrändern wog mich mein kleines, elektronisches Ungeheuer in Sicherheit, bis ich vor einem - laut Navi straßenähnlich breitem - Waldpfad stand. Der Pfad war links und rechts schon recht brennnesselüberwuchert und das nahm, in die Ferne geblickt, auch nicht mehr ab. Auf dem Multifunktions-Display wird auch immer die Entfernung bis zur nächsten Abbiegung angezeigt und das war in diesem Fall 1,3km. Oh NO! Netterweise stand ich dann am Ende des Waldstücks, nachdem ich mich quasi durch Lianen-Vorhänge gezwängt und an Schlangennestern vorbei gekämpft hatte, vor einer Wiese in Brusthöhe auf moorähnlichem Untergrund. Laut Navi sollte da eine 8-spurige Autobahn verlaufen oder so ähnlich. Hinter der Wiese gab es nur eine Möglichkeit, den angezeigten kleinen Weg zu erreichen, indem ich über ein Privatgrundstück lief. Die Besitzer waren so nett und winkten mich durch. Alter Schwede!

- Wieder SERVAS vom Feinsten –

In Bruchsal warteten heute meine Gastgeber Saskia, Christian, Philemon, Simeon und Anna gut gelaunt auf mich. Sie sind auch als SERVAS-Gastgeber eingetragen und hatten 2009 ihre ganz große Reiseerfahrung. Da ging es mit zwei kleinen Kids auf Weltreise. Eine wunderbare Erfahrung, wie beide mir bestätigten, die sie in sechs tollen Fotobüchern mit phantas9schen Bildern verewigt haben. Im Vorfeld vor ihrer Reise gab es auch jede Menge Bedenkenträger, die mit erhobenem Zeigefinger darauf hinwiesen, wie unverantwortlich das doch wäre und daß das gar nicht klappen kann, usw. Kenn' ich irgendwo her...

Wir verbrachten einen sehr angenehmen Plauderabend, mit der Erkenntnis, daß wir auch in drei Tagen noch ausreichend Gesprächsstoff gehabt hätten. Ich bin sehr dankbar für solche Begegnungen. Nicht zu vergessen, daß mein vorher nach "oben" geschickter Wunsch erhört wurde, in einer fußballinteressierten Family zu landen. Hat Spaß gemacht, zusammen einen tollen deutschen Sieg gegen Dänemark zu verfolgen.

 


* 213. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 18.06.2012 *               
Strecke: Bruchsal --> Eggenstein (19km) / Gesamtstrecke: 2867km               
Dauer: 4,5h /
Google Maps 213. Etappe

 

- Sightseeing in Bruchsal -
Heute ist es mir schon schwer gefallen, den Rucksack wieder zu schultern und die Wanderstiefel zu schnüren. Ich habe mich bei meinen tollen SERVAS-Gastgebern aus Bruchsal sehr wohl gefühlt.
Bevor es los ging, zeigte mir Saskia allerdings noch ein paar schöne Eckchen ihrer Stadt. Wir hatten die kleene Anna dabei, die nach anstrengendem Nutella-Frühstück seelig in ihrem Buggy einschlummerte. So verpaßte sie das ziemlich beeindruckende Bruchsaler Schloß, einst die bescheidene Unterkunft der Bischöfe zu Speyer.

- Ein herzliches JA von AWO -
Da ich im letzten Jahr so einen tollen Eindruck von Boppard am Rhein und meinem damaligen Gastgeber Martin Strömann - seineszeichens ein Aktivposten bei örtlichen Arbeiterwohlfahrt-Einrichtungen (AWO) - gewonnen habe, dachte ich mir, er könnte mich vielleicht an ein paar nette Kollegen in anderen Regionen Deutschlands weiterempfehlen. In Karlsruhe gibt es davon eine ganze Menge, wie es scheint. Ich erhielt also die herzliche Einladung, bei Bianka und ihrer Familie zu Gast zu sein.
Einen freundlichen Gastgeber zu finden, der einem einen Platz zum Schlafen anbietet, vielleicht noch ein Süppchen und den man kennenlernen kann, ist ja grundsätzlich eine dankenswerte Sache, es bleibt aber immer etwas spannend, wo man denn da so landet. Hat man einen "Draht" zueinander? Hat man sich etwas zu erzählen?
Bei Bianka, ihrem Mann Leo und Nesthäkchen Salome erwiesen sich derlei Bedenken, wie so oft schon, als völlig unbegründet. Beim Grillen im Garten erzählten sie mir von ihren Afrika-Aktivitäten. Die beiden Eltern gehören zu dieser "Wenn wir etwas machen, dann richtig"-Fraktion. Sie hatten vor einigen Jahren das Gefühl, in Afrika unterstützend tätig werden zu wollen und übernahmen eine Kinderpatenschaft. Nur verstärkte sich nach einer Zeit bei ihnen der Eindruck, daß die Hilfe nicht dort ankam, wo sie sollte. Also besuchten sie 2009 erstmals die Patenfamilie in Uganda und machten sich selbst ein Bild. Was da und auch in den nachfolgenden Besuchen alles passierte, gab problemlos Erzählstoff für Stunden. Ratzfatz war es 23:00 Uhr...
...und ab ins Bett.

 


* 215. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 20.06.2012 *

Strecke: Rastatt --> Baden-Baden (14km) / Gesamtstrecke: 2902km

Dauer: 3,5h / Google Maps 215. Etappe

 

- Konditor seit Generationen -

Heute morgen hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Gastgeber Herrn Hauns noch ein wenig zu plaudern. Der "Konditor aus Leidenschaft" ist in Rastatt eine Institution. Sein Cafe gibt es schon seit 100 Jahren und ist immer noch im Familienbesitz. Er zeigte mir alte Schriftstücke und Bilder. Zwei Weltkriege und mehrere Wirtschaftskrisen zu überleben, ist aller Ehren wert. Zum Abschied gab er mir ein kleines Päckchen Pralinen aus der eigenen Fertigung mit. Sehr lecker!

- Viel deutsche Geschichte im Rastatter Schloss -

Da die heutige Etappe nach Baden-Baden nicht so weit war, hatte ich noch Zeit, mir die Dauerausstellung "Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der Deutschen Geschichte" anzusehen. Super gemacht. Man wird auf einem Rundgang sehr "greifbar" an die einzelnen folgenreichen Ereignisse deutscher Freiheitsbewegungen, von den Bauernkriegen über das Hambacher Fest bis zur deutschen Wiedervereinigung, herangeführt. Sehr empfehlenswert!

- Wunderbare badische Landschaft -

Und dann ging es wieder los. Auch heute wieder bei angenehmen Wetterbedingungen. Es sollte eigentlich den ganzen Tag über leicht, aber ständig regnen. Das tat es auch, bevor ich startete und abends, nachdem ich angekommen bin. Zwischendrin war es warm, leicht windig und ich hatte mehr als einen Blick für die schöne badische Landschaft.

- Baden-Baden sagt WILLKOMMEN –

An meinem Etappenziel angekommen, ging es in der Stadt, die sehr schön im Grünen eingebettet liegt, zunächst nochmal Berg rauf und Berg runter. Im Nachhinein wurde mir klar, daß ich einfach die Hauptstraße hätte entlanglaufen können, aber mein Navi hatte andere Pläne. Der Lohn für die Mühe war ein sehr schöner Eindruck von den vielen verwinkelten Sträßchen und Gassen. Im Hotel Magnetberg wartete schon mein Gastgeber, der Geschäftsführer Andreas Cordier, zusammen mit Frau Goertz-Meissner und Herrn Trui von der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH, auf mich. Auf den ersten Blick dachte ich, das wird jetzt wohl eine etwas steife Veranstaltung, dem Baden-Badener Ruf entsprechend. Aber weit gefehlt. Es wurde ein entspanntes Gespräch, mit viel Interesse ihrerseits für mein Wander- und Spendenprojekt und mit etlichen Tipps und Empfehlungen für meinen - leider zu kurzen - Aufenthalt in dieser schönen Stadt. Vor allem Andreas Cordier passt so gar nicht zum Bild eines steifen Baden-Badener Hoteldirektors. Am besten, man lehnt sich zurück und hört diesem witzigen, engagierten "Machertypen" beim Erzählen zu. Sehr kurzweilig und lehrreich. Das Hotel selbst lege ich jedem ans Herz, der einmal Baden-Baden besuchen möchte. Einfach bewundernswert, was er aus diesem ehemals recht maroden, altehrwürdigen Gebäude gemacht hat.

- Abtauchen im Friedrichsbad –

Zwischendrin fragte mich Frau Goertz-Meissner, ob ich Lust auf das hiesige Friedrichsbad hätte. Falls JA, würde sie mir eine Eintrittskarte hinterlegen lassen. Super, prima Idee. Was ich dort erst hoch erfreut erfuhr, war der "Umfang" der Eintrittskarte. Ich durfte mich 3,5 Stunden durch eine Sauna-, Dampfbad-, Massage-, Pool-Landschaft treiben lassen - einem türkischen Hamam nicht unähnlich - und fühlte mich danach aber sowas von "geerdet". Phantastisch! Anekdote am Rande: Vor dem Ruheraum im Friedrichsbad stand ein bereits ergrauter, körperlich nicht mehr ganz wohl propor5onierter Herr, der sich vor dem Spiegel in seiner ganzen Pracht "wirken" ließ. Ein Stückchen abseits ließ eine dunkelhaarige Schönheit (ca. Ende 20) ihrem, offensichtlich durch einige Tuningmaßnahmen wertgesteigerten Corpus, die - von den paar anwesenden Herren, inklusive meiner Wenigkeit, wohlwollend zur Kenntnis genommene - nötige Körperpflege angedeihen. Folgender Dialog ergab sich dann doch tatsächlich zwischen dem älteren Herrn und der Grazie (ich tippe mal auf Ukraine):

ÄH: Elena, sei so ne' und creme mir mal den Rücken ein...

G: Nein

ÄH: Na komm, stell‘ Dich nicht so an.

G: Nein. Fragt Deine Frau. Die soll Dich einschmieren. Ich bin zum f... und einkaufen mit Dir hier.

Das nenn' ich mal Klartext sprechen...!

 


* 216. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 21.06.2012 *
Strecke: Baden-Baden --> Achern (21km) / Gesamtstrecke: 2923km
Dauer: 5,5h /
Google Maps 216. Etappe

 

- Aus dem "Nähkästchen" geplaudert -
Als ich früh beim Frühstück saß, kam der "Chef von det janze", Andreas Cordier, vorbei und wir unterhielten uns noch fast eine Stunde über meine Tour, seine Anfänge im Hotelgewerbe und welche Absonderlichkeiten so tagtäglich in seiner Branche passieren. Sehr humorig.

- Trikottausch in Bühl -
Dann ging es bei strahlendem Sonnenschein wieder auf die Piste. Heute stand die Stadt Achern als Ziel auf dem Programm, mit einem kurzen Zwischenstopp in Bühl, um mit dem örtlichen Volleyball-Bundesligisten TV Bühl die Trikots zu tauschen. Auf der Geschäftsstelle erwartete mich Noelle Forcher, beruflich ein "Hans Dampf" bei allen administrativen "todos" rund um die Bundesliga-Volleyballer und optisch ein ziemlich gut gelungenes Exemplar einer quirrligen, 183cm großen "Den-Ball-über-das-Netz-Schubserin". Für den Trikottausch hatte sie noch Trainer Ruben Wolochin, Co-Trainer Santiago Domench und die beiden Spieler Valters Lagzdins (hab vergessen zu fragen, wo denn der Name herkommt) und Alexander Kurzbach zusammen getrommelt. Eine lustige, entspannte Truppe, wie mir schien, die sich auf eine erfolgreiche neue Saison freut. In der letzten wurden sie Fünfter. Reschpekt!

- Action in den Weinbergen -
Ich machte es mir gerade, für eine kurze Rast, auf einer Bank mitten in den Weinbergen gemütlich, als plötzlich etliche Lkw's heran brummten und die chillige Atmosphäre schlagartig beendeten. "Wischtische" Leute stiegen aus, bellten Kommandos in Funkgeräte und vermittelten den Eindruck, Roland Emmerich dreht einen neuen Hollywood-Blockbuster. Tatsächlich ging es "nur" um die SWR-Serie "Die Fallers". Unglaublich, welcher Aufwand für ein paar Minuten Sendezeit nötig ist. Ich fragte kurz nach, ob nicht dringend ein professioneller "im Hintergrund vorbei wandernder und verträumt in die Landschaft guckender Rucksackträger" benötigt würde. Ich hätte mich auch mit Monologen wie "Schön ist doch das Badener Land..." oder "Hach Jaaaaa, wo die Liebe hinfällt..." abgefunden. Aber nööö, man verschmähte mich.
Pffffffffff!

- 'Tag, Herr Bürgermeister -
In meinem heutigen Zielort Achern angekommen, machte ich als erstes einen Abstecher zum Rathaus, um mich bei OB Klaus Muttach für seine Unterstützung zu bedanken. Kurzes Geplauder und weiter ging es, in Richtung Dusche.
Finito für heute.

 


* 217. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 22.06.2012 *
Strecke: Achern --> Kehl (22km) / Gesamtstrecke: 2945km
Dauer: 5,5h /
Google Maps 217. Etappe

 

- Zur Gast bei der SPD -
Die heutige Etappe verlief merklich "leichter". Ich hatte gestern meinen Rucksack einer gründlichen Inspektion unterzogen und einige Sachen gefunden, deren Verlust mir nicht die Laune verderben würde, ohne die ich aber insgesamt wieder ein paar Kilo weniger zu schleppen hätte. Also Päckchen geschnürt und nach Hause geschickt. Mein heutiger Gastgeber ist der örtliche SPD-Mann Fabien Vesper. Interessant, wie das wieder ablief: Im letzten Jahr lernte ich während meines Aufenthalts in Boppard am Rhein den Europaabgeordneten Norbert Neuser kennen. Er schmiß damals 20€ in meine Spendenbüchse und meinte, wenn ich in die Strasbourger Ecke käme, solle ich Bescheid geben, wenn ich noch einen Gastgeber bräuchte. Woran ich mich auch prompt erinnerte. Er ist zwar momentan nicht vor Ort, sagte aber seinem Kollegen Peter Simon Bescheid. Er, bzw. sein Büro fragte dann bei Fabien Vesper nach. Ganz einfach, gell?

- SCHLAAAAAAAAAND -
Fabien wohnt praktischerweise sehr zentral in Kehl. Er hat mir ein paar schöne Eckchen der Stadt gezeigt, anschließend waren wir noch einen Happen essen. Natürlich immer mit der Uhr im Blick, denn wir wollten ja rechtzeitig beim Public Viewing sein. In Kehl war das auch schön entspannt und der Platz genau richtig
gefüllt. Was soll ich sagen: SCHLAAAAAAAAAND! Antio Hellas!

 


* 218. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 23.06.2012 *

Strecke: Kehl --> Strasbourg (6km) / Gesamtstrecke: 2951km

Dauer: 1,5h / Google Maps 218. Etappe

 

- Über die Europabrücke nach Frankreich –

Die heutige Etappe war mal eher ein Spaziergang. Auch mal schön. Es ging über die Europabrücke nach Strasbourg, danach durch den Zoll, Leibesvisitation, Magenspiegelung, etc. Nein, natürlich nicht. Wir leben ja im friedlich vereinten Europa. Ich laufe also mal eben über die Brücke und bin in Frankreich. Übrigens, schönen Dank für den hilfreichen Hinweis einiger gaaanz Schlauer, daß Strasbourg nicht (mehr) in Deutschland liegt, also als Etappenort nicht in Frage kommt. Das ist konkret korrekt, mir allerdings auch egal. Wenn man so nah an so einer schönen Stadt vorbei läuft, ist ein Stopp dringend zu empfehlen. Die Schönheiten dieser Stadt sind mir auf dem Weg zu meiner heutigen Gastgeberin allerdings noch nicht begegnet. Da war eher zweckmäßige Betonbauweise zu bestaunen. Das sollte sich aber noch ändern.

- Zu Gast bei Erika, der Weitgereisten –

Meine Gastgeberin Erika ist ein ganz "alter Hase" in puncto SERVAS. Sie ist mit ihrem Mann schon seit 30 Jahren so in aller Welt unterwegs und hat viel Humoriges zu erzählen. Wir haben abends noch mit den Fahrrädern eine schöne Runde durch die Altstadt gedreht und da gab es weit mehr zu sehen. Wunderschöne alte Fachwerkhäuser, verwinkelte Gassen und überraschende Innenhöfe. D. h. man sah die unscheinbare Fassade eines schmalen Hauses, ohne den Drang zu verspüren, deshalb anzuhalten. Erika zeigte mir dann beim Durchlaufen des Torbogens, welch wunderbar erhaltene Fachwerk-Innenhöfe dahinter liegen. Der Hammer. Außerdem gab es auch eine außergewöhnlich große Anzahl eingeborener Schönheiten zu bewundern. Ich habe mich unwillkürlich umgeschaut, ob vielleicht Heidi Klum eine neue Modelshow abdreht. Das scheint aber hier normal zu sein. Gibt Schlimmeres, würde ich sagen.

Die Stimmung in der Innenstadt war südländisch chillig. Überall saßen Leute draußen beim Essen, es wurde Eis geschleckt, aber es waren für diese Jahreszeit doch noch recht wenig Leutchen unterwegs. Dann dämmerte es mir: Spanien - Frankreich. Alles klar.

 


* 219. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 24.06.2012 *
Aufenthalt in Strasbourg / Gesamtstrecke: 2951km

 

- Stippvisite im Elsässischen Museum -
In Strasbourg gibt es in Zentrumsnähe ein unscheinbares Haus, auf dem in goldenen Lettern steht: Musee Alsacien (Elsässisches Museum). Der Besuch dieses Museums wurde mir von meiner Gastgeberin Erika wärmstens ans Herz gelegt und das tat ich dann auch. Wie bei vielen Häusern in Strasbourg täuscht auch hier die Vorderseite. Hinter dem Tor geht es weit in einen sehr schönen Fachwerkhof hinein, toll restauriert, mit viel Efeu an den Holzbalken. Das Museum zeigt das Leben, die Berufe und etliche Kuriositäten im Elsaß früherer Jahrhunderte, wie z. B. den "Gebärstuhl" oder die "Kleiekotzer".
Empfehlenswert.

- Viel los im Musikkonservatorium -
Später stand noch ein Besuch im Musikkonservatorium auf dem Programm. Ein ziemlich neues, futuristisches Gebäude im aufgehübschten Hafenviertel. Das war ein richtiger Schmelztiegel verschiedenster Musikrichtungen, in sehr chilliger Atmosphäre. Viele Bands, Trios, Quartetts, Quintetts, usw. musizierten in erstaunlicher Bandbreite. Meist mein Geschmack, es gab aber auch so ein "Chirurgen-Trio" aus Klarinette, Trommel und etwas absonderlich Saxophonähnlichem, das dir jeden Nerv zog mit ihrer Zwölftonmusik.
Flucht, aber hurtig!

 

 

 

 

 


* 220. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 25.06.2012 *
Strecke: Strasbourg --> Offenburg (23km) / Gesamtstrecke: 2974km
Dauer: 6h /
Google Maps 220. Etappe

 

- Back to Germany -
Da meine Gastgeberin Erika einen Beruf hat (Lehrerin) und diesem überraschenderweise am heutigen Montag nachzugehen gedachte, fing mein Tag recht früh an. Das machte auch Sinn, da die Etappe ausreiched lang war. Es ging bei angenehmen Temperaturen nach Offenburg, zu Thomas und Monique, meinen heutigen SERVAS-Gastgebern. Ich merkte zwar abends die Kilometer, aber trotzdem kam kein Fünkchen Müdigkeit auf. Und das kam so:

- Die weitgereisten Musiktalente -
Schon beim Eintreten in die große Wohnung fallen einem viele Bücher zu ganz verschiedenen Themen, interessante Bilder und eine gemütliche Unordnung auf. Bei beiden ist eine große Lebensneugier zu bemerken. Sie interessieren sich und vermitteln ein sofortiges: Du bist willkommen. Wieder ein Volltreffer, was meine Gastgeber betrifft.
Die beiden sind mit ihrem Wohnmobil schon in vielen Ländern Europas - vom Nordkap bis Spanien - gewesen und hatten noch einiges mehr als ich zu erzählen. In diesem Sommer geht es nach Russland, in die Nähe von St. Petersburg. Da renoviert ihr Sohn gerade ein gekauftes altes Bauernhaus. Viel Spaß.
Monique spielt Cello und Thomas sogar mehrere Instrumente (Kontrabass, Klavier, Querföte). Beide haben beruflich mit der Musik gar nichts zutun. Monique ist Angestellte bei einem städtischen Amt und Thomas ist Sonderschullehrer. Man merkt ihnen an, wieviel Spaß ihnen das Musizieren macht. Thomas zeigte mir ganz stolz seinen neuen Kontrabass, gebaut von einem wahren Meister aus dem Erzgebirge. Es gab eine Kostprobe und das war dann auch eine tolle Einstimmung für das Essen im "Dubliner", ein Stockwerk tiefer.

- Welcome to Dubliner -
In der Tat wohnen die beiden direkt über einer Kneipe. Das war vor der Übernahme durch den aktuellen Besitzer auch durchaus ein häufig auftretendes Problem. Der Vorbesitzer unternahm nämlich des öfteren einen ultimativen Belastungstest seiner Musikanlage, gerne auch wochentags bis früh um 3:00 Uhr.
Mittlerweile hat dieses urgemütliche Etablissement einen neuen Besitzer und das hat dem Ganzen eine 180 Grad-Wendung gegeben. Wie soll man Pascal Pallamidessi beschreiben? Vielleicht so, wie er es auf seiner Werbekarte formuliert: Irische Gemütlichkeit - Französische Küche - Amerikanischer Jazz & Blues - Offenburger Eintracht. Der Typ ist der Hammer. Undefinierbare Frisur, typischer französischer Charme, wie aus einem Francois Truffaut-Film gerissen.
Wir kamen herein, um zu Abend zu essen. Thomas hat mich vorher schon aufgeklärt, daß Pascal immer montags selbst kocht und zwar drei Gerichte. Mehr gibt's nicht. Aber die hätten es in sich, sagte er.
Er hat nicht zuviel versprochen. Es war endlecker! Dann kam der Küchenchef noch zu uns an den Tisch, nahm sich ein Glas Wein und wir plauderten. Er ist eigentlich professioneller Jazzmusiker, der sich mit dieser Kneipe einen Traum erfüllte. Montag ist ja eigentlich Kochtag, aber er setzte sich dann doch noch ans Klavier. Ein unvergesslicher Abend.

 


* 221. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 26.06.2012 *
Strecke: Offenburg --> Lahr (19km) / Gesamtstrecke: 2993km
Dauer: 4,5h /
Google Maps 221. Etappe

 

- Croissants und Musik zum Frühstück -
Der Tag begann recht früh, da Monique und Thomas zeitig los mußten. Thomas übte auch heute wieder sehr diszipliniert schon vor der Arbeit auf seinen Instrumenten. Zuerst kam der Kontrabass dran, dann die Querflöte. Es war eine entspannte Morgenatmosphäre, sich die Zähne zu putzen, mit einer leisen Bassbegleitung im Hintergrund. Monique besorgte in der Zwischenzeit Croissants und machte Kaffee. Sie mußte etwas später ins Büro, es war also noch Zeit für ein Plauderfrühstück. Dann ging es in Richtung Lahr wieder auf die Straße.

- Toller Empfang in Lahr -
In Lahr war mein heutiger Gastgeber die Stadt selbst. Ich wurde im urigen Hotel Wacker untergebracht. Vorher war ich noch mit OB Wolfgang Müller (ein richtig Netter) und der Presse verabredet. Es entwickelte sich eine angenehme Unterhaltung, mit einigen guten Tipps für meine weitere Tour.
Hoffentlich klappt auch noch die zugesagte Spende. Schau mer mal...

 

 

 

 

 

 

 

 


* 222. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 27.06.2012 *
Strecke: Lahr --> Kenzingen (20km) / Gesamtstrecke: 3013km
Dauer: 5,5h /
Google Maps 222. Etappe

 

- Die 3.000er- Marke ist geknackt -
Heute Abend habe ich sehr dankbar zur Kenntnis genommen, dass mich meine nicht mehr ganz taufrischen und im Fersenbereich etwas schmerzenden Beine doch tatsächlich 3.000 Kilometer weit getragen haben. Wenn ich da an meine dramatische 2. Etappe im letzten Jahr zurückdenke...
Bei schon früh recht hohen Temperaturen ging es heute nach Kenzingen. Der Rucksack saß gut und quietschte mal nicht (hat mich in den letzten Tagen etwas genervt). Mein Navi führte mich kreuz und quer durch die Felder, an den bewaldeten Schwarzwaldhügeln entlang. Schon ein Fleckchen Erde zum "Seele baumeln lassen".
Anekdote am Rande: In der Lahrer Zeitung gab es heute einen netten Bericht über mich. Ich dachte eigentlich, dass er erst morgen erscheinen würde, deshalb habe ich mir (zunächst) keine Zeitung gekauft. Und wer hat mich darauf hingewiesen? Ein "Wanderkollege", der allerdings wohl "berufsmäßig" unterwegs war. Er hat sich von hinten genähert, auf seinem alten, schwer bepackten Fahrrad. Ob ich denn der aus der Zeitung wäre, fragte er mich. Als ich das mit einem "Wäre möglich" beantwortete, grinste er und hielt seine semi-optimalen Beißwerkzeuge in die Sonne. Wir hielten ein kurzes Pläuschchen im gehen, als dann aber die Verständlichkeit seiner weiteren Fragen, aufgrund - wie mir schien - morgentlich zugeführter Alkoholika stark nachließ, war ich auch froh, dass sein Weg bald abzweigte.

- Gastliches Kenzingen -
Auf Kenzingen freute ich mich, da die Reaktionen auf meine Gastgeberanfrage im Vorfeld toll waren. Die Stadtverwaltung veröffentlichte meine Anfrage in der örtlichen Zeitung und es meldeten sich fünf Hotels und Privatpersonen. Als Erster rief mich Herr Seggelke vom Tagungs- und Sporthotel Kenzingen an. Sehr nettes Telefonat, da sagte ich gleich zu.
Bevor ich zu dieser Fitnessoase lief, stand noch ein Besuch bei Bürgermeister Matthias Guderjan auf dem Programm. Sehr nettes, interessiertes Gespräch und erfreulicherweise 100€ in die Spendenbüchse. Super!
Auch der Aufenthalt im Tagungs- und Sporthotel Kenzingen war großartig. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit gewesen. Das hat schon seine Gründe, warum der Laden läuft.
Abends saß ich mit dem Juniorchef, einem sehr kundigen Zigarrenliebhaber, in der hauseigenen Havanna Lounge und wir genossen bei einem guten Gespräch und einer "Romeo & Julietta" das spannende Spiel Spanien - Portugal.

 


* 223. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 28.06.2012 *
Strecke: Kenzingen --> Freiburg (24km) / Gesamtstrecke: 3037km
Dauer: 6h /
Google Maps 223. Etappe

 

- Wunderschönes badisches Ländle -
Die heutige Etappe war zwar wieder ausreichend lang, dafür führte mich mein Navi wieder durch eine wunderschöne Gegend. Für die schönsten Stellen wurde ich allerdings im Vorhinein "zur Kasse" gebeten. Z. B. ging es vor Emmendingen durch den Wald einen richtig steilen Berg nach oben. Am Scheitelpunkt angekommen, wurde ich - mittlerweile lauter vor mich hin fluchend - mit einem traumhaften Ausblick über den Schwarzwald belohnt. Man darf es sich verdienen.

- Spaßvögel -
Manchmal erlebt man völlig überraschend witzige Situationen. Zwischen Emmendingen und Denzlingen plagte mich ein menschliches Bedürfnis. Ich machte also Halt in einer örtlichen Taverne und suchte die Toiletten neben dem Schankraum auf. Dort hatte ein Spaßvogel ein kleines Emaille-Schild befestigt, das der Sorge um die Gesundheit der Gäste Ausdruck verlieh: "Bitte nicht am Duftstein lutschen!"
Und weiter ging's.

- Freiburg, die Perle im Breisgau -
Zu Freiburg habe ich besondere Erinnerungen, da ich vor einer gefühlten Ewigkeit für zwei Jahre hier lebte und meinen Zivildienst ableistete. Die Stadt gehört nicht umsonst zu den beliebtesten Studentenstädten in Deutschland. Meine heutigen Gastgeber wohnen in Herdern, ein nördlicher Stadtteil. Sie hatten zwar für den frühen heutigen Abend Pläne, aber bei SERVAS-Gastgebern findet sich eben immer eine Lösung. Wir lernten uns kennen, ich hatte meinen Schlafplatz und abends traf ich mich mit meinem ältesten Jugendfreund Leander zum Essen. Wir kennen uns, seit wir mit 14 in die gleiche Realschulklasse gingen. Auch im Internat teilten wir ein Zimmer. Er hat in Freiburg studiert und ist hier hängen geblieben. Gibt Schlimmeres.
Mittlerweile ist er verheiratet und hat eine ziemlich fidele Tochter. Im Oktober kommt Nachschub: Zwillinge.

Irre, wie die Zeit vergeht...

- Der Mantel des Schweigens -
Ich sag mal so: Abends Fußball, wer gegen wen hab' ich vergessen. Nebelige, unklare Bilder. Wir decken den Mantel des Schweigens darüber.



* 224. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 29.06.2012 *
Aufenthalt in Freiburg / Gesamtstrecke: 3037km

 

- Gastgeberwechsel -
Da meine gestrigen Gastgeber ab heute Besuch bekommen, war kein Plätzchen mehr für mich frei. Glücklicherweise ergab sich eine weitere Unterkunft bei einer anderen SERVAS-Familie. Bei denen war es zwar auch nicht optimal, da kurz vorher Gäste da waren und ab Sonntag auch wieder, aber die SERVAS-Leute sind einfach flexibel.

- Trikottausch mit dem SC Freiburg -
Bzgl. Trikottausch hat mich der SC Freiburg ein paar Nerven gekostet. Ich habe drei Emails geschickt, aber nichts geschah. Sehr verwunderlich. Der Klub ist eigentlich sehr sympathisch und seit meiner Freiburger Zivildienstzeit liegt er mir auch am Herzen. Keine Antwort geht also gar nicht. Durch den Tipp eines Gastgebers bekam ich die Tel. von Rudi Raschke, seineszeichens Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit des SC. Ich erreichte ihn auch Anfang der Woche und es stellte sich heraus, dass er im Urlaub war und die Emails deshalb noch nicht bearbeitet wurden. Ein sehr nettes Telefonat führte zu der Vereinbarung, am Freitag zur Vorstellung der neuen Trikots am Münsterplatz zu erscheinen.
Gesagt, getan. Es war viel los und die Temperaturen waren definitiv südländisch. Nach reichlich Tamtam, z. B. Akrobatik vom Europapark Rust, hatten dann die Fans die Möglichkeit was oder welche Körperteile auch immer mit einer Unterschrift ihrer Lieblingsstars versehen zu lassen. Rudi Raschke begrüßte mich, wir hielten ein nettes Pläuschchen und er drückte mir ein niegelnagelneues Heimtrikot in die Hand, mit der Bitte, mich aus Fairnessgründen normal in der Schlange anzustellen. Ich zerriss das Trikot vor seinen Augen und brüllte ihn an, was ihm einfiele...
Nein, natürlichen habe ich das nicht getan. Ich habe mich brav angestellt, weil er ja Recht hatte. Nach einer dreiviertel Stunde hatte ich dann alle Unterschriften gesammelt. Das Tauschfoto mussten wir auf morgen vertagen.

- Mit Leander durch die Nacht -
Abends stand wieder ein Treffen mit meinem "Freund und Kupferstecher" Leander auf dem Programm. Es galt, uns an einem Oben-End-Abend wieder mal auf den aktuellen Stand bringen. Der Gute scheint hier in Freiburg mittlerweile eine Art "Bunter Hund" zu sein, denn egal wo wir rein kamen, begrüßte man uns mit großem Hallo. Erst ziemlich spät, bzw. früh beendeten wir einen sehr schönen Abend.

 


* 225. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 30.06.2012 *
Aufenthalt in Freiburg / Gesamtstrecke: 3037km

 

- Trikottausch mit dem Kult-Trainer -
Für den Trikottausch machte ich mich vormittags auf den Weg zum Dreisamstadion (Ich weiß, ich weiß, das heißt jetzt BADENOVA-Stadion). Um 11:00 Uhr sollte die Mannschaft Trainingsende haben. Was der gute Christian Streich aber mal eben anders festlegte, war der Trainingsplatz. Rudi Raschke war nicht zu erreichen und in der Geschäftsstelle wusste auch keiner Bescheid. Mist!
Gerade als ich ohne Foto wieder abziehen wollte, kam der Kult-Trainer überraschend um die Ecke gelaufen. Nettes kurzes Gespräch und das Foto war im Kasten.

- Heiß, heißer, Freiburg -
Es ist nicht nur so dahin gesagt, dass es im Breisgau immer ein paar Grad wärmer ist, als im Rest der Republik. Heute war eine Bullenhitze! Man suchte sich am besten ein nettes Plätzchen im Schatten und sah der Uhr beim Wandern zu. Ich entschied mich für den schattigen Biergarten der Privatbrauerei Feierling, um Tagebuch und einige Emails zu schreiben. Für die Freiburg-Unkundigen, da wird ein endleckeres, naturtrübes Stöffchen ausgeschenkt.
Der Rest des Tages diente mehr oder weniger der Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung.

 

Deutschland Tour 2011/12    info@deutschland-tour-2011.de